service not included,
Mit der performativen Tanz-Lichtinstallation „ERNTEZEIT_ Heartbeat Act (AT)“ entwickelt das Kollektiv Service Not included ein Konzept des „Menschlichen Kraftwerks“ und reflektiert damit die Widersprüche und Ambivalenzen im Spannungsfeld von nachhaltiger Lebensweise, unserem (Selbst-)Verständnis des menschlichen Körpers als Ressource und dessen Kapitalisierung. Durch die Umwandlung von kinetischer in elektrische Energie kann Strom erzeugt werden wie beim Dynamo am Fahrrad. Erste Pionierprojekte nutzen diese Tatsache. Marie Jaksch und ihr Team nennen folgende Beispiele: Im ersten „grünen Fitnesscenter Europas“ in Berlin können schon seit 2009 Smartphones oder Tablets durch selbst erzeugte Energie am Crosstrainer aufgeladen werden. In Rotterdam eröffnete 2008 ein Club, der aus der tanzenden Menge Energie generiert, die wiederum Ton- und Lichttechnik mit Strom versorgt. Ein Fußballplatz in Rio de Janeiro versorgt sich durch einen piezoelektrischen Effekt in den Bodenplatten selbst. Es gibt Sohlen und Knieprothesen, die beim Gehen kinetische in elektrische Energie umwandeln, alles innovative Konzepte, die versuchen Nachhaltigkeit neu zu denken und in ein alltägliches Leben zu integrieren. Das Kollektiv stellt hieraus die Frage: Wie verändert sich unser (Selbst-)Verständnis im Umgang mit unserem Körper, wenn wir ihn als Quelle erneuerbarer Energien nutzen (können)? Ordnet sich der Mensch auf diese Weise gleichwertig in einen „natürlichen“ Energiekreislauf ein und überkommt somit den selbst konstruierten Dualismus Mensch/Natur? Oder entspinnt sich nur ein neuer Kreislauf der Ausbeutung und Ausgrenzung („Welche Körper sind nach diesem Prinzip „verwertbar“, welche nicht?“)? Die Arbeit „ERNTEZEIT_ Heartbeat Act (AT)“ entwirft vor diesem Hintergrund eine Vision, die sowohl Utopie als auch Dystopie gedacht werden kann. In einem nachtdunklen Raum befinden sich Tänzer*innen, die mit Nanogeneratoren ausgestattete Schuhe tragen. Die Tänzer*innen werden zur Triebkraft des (Kraft-)Werks: Nur solange sie alle gemeinsam in Bewegung bleiben, fließt der Strom für die Scheinwerfer, die das Publikum zum Sehen braucht. Zwischen Verantwortung und Erschöpfung pendelnd, halten die Performer*innen die Installation am Laufen – und somit wird auch das Pausieren, das Unterbrechen des Stromflusses, das flimmernde Licht der Installation zur Erzählung: „Und was, wenn eine*r nicht mehr kann?“ Das Zusammenspiel von Choreographie, Tanz und Lichtinstallation soll untersuchen und erlebbar machen, was daraus folgen könnte, wenn Körper als Ressource genutzt werden.
Gefördert vom Kulturreferat München
